05/06/2013 - 30/08/2013

Marc Hulliger: Retrouvaille

Das Salzkammergut, die Thermenregion, der Wienfluss, das Grab, der Cheeseburger. Motive, die Marc Hulliger in seinen Bildern einfängt, um danach die Negative einem ungewöhnlichen Prozess auszusetzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn bevor die Bilddaten zur Entwicklung in die Dunkelkammer wandern, bringt er sie für unbestimmte Zeit zurück an den Ort der Entstehung. Retrouvaille nennt Marc Hulliger seine Arbeiten. Als Begrifflichkeit dafür wiederzufinden, wovon er sich eine Weile getrennt hat. Und der Bereitschaft, sich auf die damit einhergehende Veränderung einzulassen. 

Distanz, Veränderung und Wiederkehr
Es ist die Beziehung zur Distanz, die Marc Hulliger als Fotograph beschäftigt. Und die Wiederkehr – inklusive des Prozesses der indessen vor sich gegangenen Veränderung. Mit den Negativen seiner Aufnahmen geht er wohl sorgfältig um, aber anders als üblich. Er setzt sie in eine Beziehung mit ihrem Motiv. Ist dies eine Landschaft wie das Salzkammergut oder die Thermenregion, werden sie an eben diese Stelle zurückgebracht. Dort nagelt der Künstler sie an Bäume, befestigt sie an Buschwerk oder legt sie unter einen Stein. Ganz vorsichtig und mit Handschuhen, denn alleine die Natur darf bestimmen, was nun damit passiert.

Tropfenförmige Spuren
Einige Tage oder einige Monate kann es dauern, bis der Künstler zurückkehrt, um seine Arbeiten wieder abzuholen. Inzwischen wurden sie von Insekten als Versteck oder Brutplatz genützt. Elektrizität hat auf die Oberfläche eingewirkt und hinterließ tropfenförmige Spuren, Gräser verschleierten das Bild. Diese natürlichen Elemente veränderten die Farben und die Körnigkeit des Films. Unkontrollierbarkeit, welche eine gewollte Konstante in Marc Hulliger’s Retrouvaille darstellt. 

Der fliegende Teppich
Ein prominentes Indoor-Motiv von Retrouvaille ist der Cheeseburger. Zehn Tage reifte das Negativ in seinem Motiv, welches sich mitsamt eingelegter Gurke danach kaum organisch verändert hatte. Das Bedürfnis, dieses Symbol der nordamerikanischen Esskultur in seine Arbeit zu integrieren, entstand in der Zeit des Irakkriegs und ist eine Art politisches Statement. Als Hintergrund hat Marc Hulliger ein schwarzes Tuch gewählt, das an einen fliegenden Teppich erinnert. Darauf mutet der Cheeseburger wie ein Flugzeug inmitten eines Universums an. Und vielleicht ist er das auch.